show content

SALDO sbb (III/03)

hide content

staatsbankberlin September 2003

Installation / Interaktion zum „Ende der Staatsbank“: 72 Stunden begehbare Realienforschung zu den ökonomischen Bedingungen künstlerischer Produktion in Berlin von 2000-2003

September 2003:

SALDO SBB (III/03) versteht sich als Dienstleistungsprojekt & sozial-organische Skulptur mit multipler Autorschaft im Rahmen der letzten Inszenierung des Hauses zum “Ende der staatsbankberlin”: Das ehemalige Stammhaus der Dresdner Bank, welches dann zur Kaderschulung der SED wurde & in den vergangenen drei Jahren zwischen Gendarmenmarkt & Neuer Mitte sich als Ort der Produktion von avancierter Kultur etablierte. Um nun zum Nobelhotel umgewandelt zu werden. SALDO SBB (III/03) ist metaphorischer Rechenschaftsbericht & Offenlegung der kulturproduzierenden Faktoren der vergangenen drei Jahre vorm Hintergrund einer Ökonomie der Verschwendung & Verausgabung, welche Mechanismen des marktorientierten Tauschwerts unterläuft. Es werden die drei wesentlichen Anteilseigner, welche die Produktion kultureller Artefakte im materiellen & geistigen Raum der sbb bedingt haben, zusammengeführt: Kulturverwalter/Jurys der öffentlichen Gelder – kommerzielle Veranstalter – Künstler. Vertreter dieser drei Gruppen werden je unterschiedlich in Bild, Ton & ihren Produkten dokumentiert: Die Außenpunkte der räumlichen Achse bilden am einen Ende Porträts der gewöhnlich “hinter den Kulissen” tätigen Verwalter & Zuteiler der öffentlichen Gelder & am anderen Bild- & Produktpräsenationen der den Betrieb der sbb ermöglichenden kommerziellen (Werbe-) Veranstaltungen. In den Räumen dazwischen berichten die Künstler der letzten 3 1/2 Jahre in Tondokumenten & öffentlichen Live-Gesprächen über ihre Arbeiten in der sbb, nicht zuletzt auch unter ökonomischen Aspekten. Neben einer Hörstation, an der die Tondokumente den Besuchern zur freien Auswahl bereitstehen, werden über Außenlautsprecher die Stimmen der Akteure aus dem Gebäude heraus in den öffentlichen Raum abgegeben. Während der „Autor“ dieser Arbeit in den Räumen lebt & in einer Mischung zwischen „Lumpenproletariat“ & „Trockenwohner der Endlichkeit“ weiter seiner Tätigkeit nachgeht & dem Publikum zur Verfügung steht. Das Geflecht des imaginären Ortes “staatsbankberlin” wird den Besuchern zur eigenen Rekonstruktion angeboten: Wer hat wann, was, mit wessen Unterstützung gemacht? Wie hat sich der Ort selbst dadurch entwickelt? & wie hat dieser auf die Produkte zurückgewirkt? Welche unterschiedlichen Segmente von Produktdarstellung & Öffentlichkeitserzeugung haben die sbb in den letzten drei Jahren als Ort für ihre Zwecke je neu definiert? SALDO SBB (III/03) präsentiert sich sowohl in Gestaltung der Räume wie in Kartographie der sich unmittelbar ihrem Ende nähernden sbb als organisches Objekt zwischen funktioneller Informationsdarbietung & pseudonaturwissenschaftlicher Ausstellung, das während der letzten 48 Stunden des Ortes weiterwuchert, in einer Mischung aus trotziger Negation des Endes & das Ende fröhlich ignorierenden produktiven Verwandlung.

von & mit: Annett Hardegen, Gesprächsanbahnung // Bodo Herrmann, Objektbau // Saskia Kästner, Stimme // Jörg Lukas Matthaei, Gestaltung // Rieke Schuster, Mitarbeit u.v.a.