urban hijacking in amman, berlin, casablanca
Ein internationales Künstler*innenlabor 2015 – 16
Oktober 2015, Amman
Das erste Lab von COMMON SPACES fand in Amman statt: Diesem uralten Siedlungsort, der sich heute als weit ins Land wuchernder Flickenteppich diverser Communitites zeigt, seit 1948 von immer wieder neuen Migrationsströmen der Region ausgedehnt.
Während die architektonischen Zeugnisse einer arabischen Moderne unter einigen Schichten verdichteter & kommerzialisierter Stadtnutzungen verschwunden sind, sucht sich die offizielle Stadtplanung durch Großprojekte zu profilieren, die auf der internationalen Bühne spielen wollen: So wurde für den generisch anmutenden Entwurf eines Opernhauses von Zaha Hadid ein beliebter Fabrikbau der Moderne abgerissen. Als das Projekt nach der Finanzkrise gekippt wurde, blieb die Brache – eine Gelegenheit für die Verschönerungsbestrebungen der Stadtpolitiker: Ein großer informeller Markt, gut gelegen im Zentrum der Stadt zwischen Hotels, Wohngebieten & Fernbusverbindungen, wurde in die ungünstige Randlage auf kleinere Flächen gequetscht. Die aufmüpfigen Händler durch größere Nähe der Polizei unter Aufsicht gebracht.
COMMON SPACES nahm diese Dynamiken zum Anlaß, um auf dem Markt, unter Beteiligung von Händlern, die OPERA BIBALASH („Oper umsonst“)auszurufen: Eine Oper, die mit allen Sounds, Aktionen & Requisiten des Marktes inmitten seines Treibens stattfand. Die Besucher*innen einer zumeist sozial segregierten Stadt gleichermaßen fröhlich überraschend, wie teils in ihren Erwartungen irritierend.
Weitere Interventionen & Recherchen waren u.a. ein Radiopicknick mit Soziologinnen & Bewohner*innen einer alten informellen Siedlung, die von einem Highway verdrängt werden. Sowie die performative Kartographie eines von ehem. Flüchtlingen gegründeten Stadtteils anhand der Expertise seiner Kinder.
In Kooperation mit den Büros der Heinrich Böll Stiftung in Berlin, Ramallah und Rabat; sowie unterstützt im Programm Szenenwechsel der Bosch-Stiftung & des Internationalen Theaterinstituts.