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2109

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unsere frühen jahre

März 2009:

6 Reisen mit 5 Tänzern sowie Guides, Live-Sound & Video zu Orten im Berliner Stadtraum, an denen die Zeit löchrig geworden ist. Die Körper als Sonden, welche die Vergangenheit der Zukunft erforschen & verdichten.

Ein Gruppe von Tänzern, Performern, Künstlern & Theoretikern macht sich 2109 auf die Reise, um ihre Vergangenheit zu rekonstruieren - das Jahr 2009: Sie wollen verstehen, wie Tanz und Performance damals aussahen und welche Rolle der Körper in unterschiedlichen Kontexten vom Privaten zum Politischen gespielt hat. Wie immer bei einer historischen Rückschau werden einzelne Elemente aus ihrem Zusammenhang gelöst, schärft sich aber auch das Auge für Wesentliches und früher Unverbundenes fügt sich schlüssig zusammen. muvingstudies macht sich den distanzierten Blick zunutze, den die fiktive Ausgangssituation herbeiführt, um über das Gegenwärtige wie über das Zukünftige nachzudenken. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen, die den Körper und Konzeptionen von Körperlichkeit betreffen. Die Zuschauer bewegen sich als fiktive Zeitreisende durch die Kulissen der Stadt und treffen in unterschiedlichsten Räumen auf die Tänzer/Performer - von den Architektur gewordenen Ideologien des Privaten bis zu den ungeformten Passagen des Transits, von flüchtigen Entertainment-Orten bis zu den Resten vergangener Darstellungsformen. Während die TänzerInnen, deren professionelle Hintergründe vom Ballet der Staatsoper bis zu Forschungen an den vordersten Linien neuer Tanzformen reichen, ihre Körper als Sonden in unsere heutigen Settings einbringen, werden die Zuschauer Bild- & Audiomaterial sehen/hören, das u.a. auf „historischen" Interviews basiert, die im Jahr 2009 mit Spezialisten verschiedenster Bereiche aufgenommen worden sind.   "Alles wie immer natürlich. Die Flughäfen wachsen, hinter der Wand wohnen die Nachbarn, das Meer ist tief und dunkel. Und die Kids knacken den Code, um ihre eigene Welt zu bauen. Nachdem wir zurückgereist waren, fielen wir anfangs noch auf zwischen den Einheimischen unserer Vergangenheit. Unsere Körper die Sonden, mit denen wir das hier aufzeichnen. Wir werden es mitnehmen und den anderen zeigen. Wie diese frühen Jahre sich anfühlten." > Das Showroom-Appartement auf der Mauerbrache zwischen West & Ost, das als erstes & einziges Exponat für die geplanten „Fellini-Appartments" in gänzlich unironischer Fassadenhaftigkeit hinter der Bundesdruckerei auf die großen Geldströme der nächsten Immobilienwelle wartet. Private Körper in ausgestanzten Luxus-Förmchen. > Die aufgelassene Pathologie am Rande des lauschigen Städtchens der „2. Berliner Irrenanstalt" aus den Zeiten zu Ende des 19. Jahrhunderts. Als Berlins Bevölkerung in 10 Jahren aufs Vierfache explodierte & die Sammelbecken devianter Persönlichkeiten genau so schnell überliefen. Eine einladende Villa mit Kammern für die Angestellten überm Seziersaal, zwischen Karpfenteich & Kesselhaus, in dem nach der russischen Übernahme die Heizkessel aus der Reichskanzlei von Patienten befeuert wurden. > Das finnische Wohn-Ufo „Futuro" aus den 60er Jahren, das vom überwucherten Plänterwald herüber geschwebt ist aufs Geländes des Rundfunks der DDR, wo neben Altlasten & Investitionsbegtrug der weltberühmte große Sendesaal & die Kantine der ehemals 3000 Mitarbeiter auf ihre denkmalgeschützte Zukunft warten. > Die Höhlenanlage der alten Kindl-Brauerei in Neukölln, in deren Lüftungsräumen, gekachelten Katakomben, Abfülllagern & Vollgutkellern sich inzwischen Menschen eingerichtet haben, die manchmal tagelang nicht mehr an die Oberfläche kommen. Nur um Nachschub zu holen oder Nachrichten zu empfangen, welche sich in den vollkommen strahlungsarmen Gewölben verlaufen, so wie der Schall & das Orientierungsgefühl jenseits des Tageslichts. > Der Nachmittag im Fun-Park. Wo es die Saurier kalt erwischet hat, Achterbahnen sich in die Goldminen der Investitionsruinen bohren & im Zirkuszelt die fröhlich-bunten Stühle unverzagt auf Zuschauer warten. > Der Club zur Off-Hour, bevor die Party losgeht. Gruppenbildung zwischen Geste & dynamischem Kollektiv. Repräsentation & die Enthauptung der symbolischen Figuren im Protest, draußen der Entertainment-Kiez.
von & mit Matthieu Burner, Katharina Meves, Ingo Reulecke, Davide Sportelli, Bettina Thiel Inszenierung & Choreographie MUVINGSTUDIES jörg lukas matthaei & ingo reulecke / Livemusik Schneider TM / Video Isabel Robson / Guides Johnny Chambilla & Torsten Holzapfel / Dramaturgische Mitarbeit Wiebke Hensle / Choreografische Mitarbeit Katja Münker / Mitarbeit Locationscouting & Ausstattung Anke Gänz, Dimana Lateva, Dorothea Ronneburg, Janna Schaar, Caroline Schwarz, Theresa Winkler / Coaching Jan Burkhardt / Technische Leitung Eckhard Baugatz / Foto & Grafik Hanna Lippmann / Produktionsleitung Gabi Beier eine MUVINGSTUDIES-Produktion 2009 in Zusammenarbeit mit Dock 11 Berlin, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds