… die gesellschaftliche HartzlV- Struktur der gesichtslosen Masse Mensch wird exemplarisch sichtbar und die ist beileibe nicht witzig. Alle Protagonisten kämpfen ums persönliche Glück – mit unterschiedlichen Strategien und ohne jeglichen Verweis auf neue globale Markt-Strukturen. Das Diktat der täglichen Verrichtung ist wichtiger als der Kampf gegen Globalisierung, Ozonlöcher, George Bush, selbst gegen Osama Bin Laden.
taz, 11.(!) 9.06
… Herausgekommen ist ein Stück, das klug mit der unterschiedlichen Wahrnehmung von Kunst und Authentizität spielt… die Lebensgeschichten gewinnen durch die künstlerische Verdichtung an Expressivität… Wärmstens empfohlen sei der Besuch dieses Stücks, das die ästhetische Debatte über Wahrnehmung und Rollenverteilung im Theater in fesselndes Theater übersetzt.
Rheinische Post, 12.9.06
Die äußerst unterschiedlichen Schauspieler, jeder auf seine Art exzellent …, näherten sich den gefundenen Geschichten… Es entstand eine ganz neue Partitur der in der vorhergehenden Arbeit gesammelten biographischen Texte, Brüche und Unstimmigkeiten. Sie behandelnd wie einen fiktiven Text und dennoch jedem Seufzer und Versprecher folgend, stellten sie Sprach- und Denkstruktur der porträtierten “echten Menschen” aus und vor. Gleichzeitig entstand für den Zuschauer durch das Bewusstsein des Wirklichkeitsbezuges eine äußerst interessante Spannung, die … gerade durch die Brüche und Unstimmigkeiten sich vom Zitat des “Echten” entfernten um selber “echt” zu werden. Eine fast perfekte Eröffnung.
NRZ, 12.9.06
Hier entfalten vier Schauspieler vier Porträts – und es ist schwer zu sagen, was dabei eigentlich entsteht. Mehr als Imitation der Menschen und ihrer Biographien. Kein “echtes Leben” auf der Bühne. Aber auch keine reine Theater-Fiktion. Hier sieht man Schauspieler, die sich selbst spielen, wie sie Menschen spielen, die im “richtigen Leben” auch nur die Rollen spielen, die dieses Leben von ihnen erwartet. … Das hat ungeheuer intensive Wirkungen, persönliche Schicksale von Arbeitslosigkeit, Selbstzweifel, Angst und Verlust werden im Spiel mit dem Theater-Medium eben nicht überhöht oder ironisch gebrochen wie die Geschichten von Helden, sondern emotional aufgeladen. Diese Menschen-Collagen aus Sprache, Bild, Schauspieler-Körper werden auf berührende Weise authentisch. Sie lösen sich aus der Menge, sie werden wahr. … Wenn nach zweieinhalb Stunden das Saallicht angeht, erkenn man die Video-Gesichter im Publikum wieder wie alte Freunde. Es bleibt der tiefe Eindruck, etwas Neues erlebt zu haben. Mehr als nur ein Stück Theater. Und mehr als nur das richtige Leben.
WZ, 11.09.06